Braunschweig, 27. August 2020 – SPIE Deutschland
& Zentraleuropa hat vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT mehrere Aufträge
erhalten, über 64 Kilometer Höchstspannungsleitung in Deutschland zu realisieren.
Dabei handelt es sich um vier Lose der neuen 380-kV-Nord-Süd-Verbindung vom niedersächsischen
Wahle ins nordhessische Mecklar und um zwei Lose der 380-kV-Leitung von Emden
nach Conneforde. Letztere ersetzt eine bisherige 220-kV-Leitung und soll Strom
aus Windenergie sicher zum Verbraucher bringen.
103 Masten für Wahle-Mecklar
Die Höchstspannungsleitung zwischen dem Umspannwerk Wahle bei Peine und
dem Umspannwerk Mecklar bei Bad Hersfeld wird insgesamt knapp 230 Kilometer
lang sein. Sie dient der Verstärkung des Stromnetzes von Nord nach Süd sowie
der Regionalversorgung Südniedersachsens und Nordhessens und ist eines der
größten Onshore-Projekte von TenneT. Die vier beauftragten Lose realisiert SPIE
vollumfänglich. Dazu gehören Projektmanagement, Bereitstellung der benötigten
Infrastruktur, Errichtung der Fundamente, Montieren der Stahlgittermasten mit Winkeleisen
unter Zuhilfenahme eines Autokrans und letztendlich die Seilarbeiten, bei denen
das SPIE Team mit Freileitungsmonteuren
die elektrischen Verbindungen von Mast zu Mast zieht.
Die beiden im Frühjahr von
SPIE gewonnenen Lose liegen zwischen dem Umspannwerk Lamspringe und dem Ort
Einbeck in Niedersachsen. „In den beiden neu beauftragten, insgesamt über 24
Kilometer langen Losen errichten wir 62 Masten mit einer Höhe zwischen 50 und
70 Metern. Dies entspricht einer Gesamtstahlmasse von etwa 4150 Tonnen“,
sagt der verantwortliche SPIE Projektleiter Oliver Gurgel. Der
Multitechnik-Dienstleister begann im April mit den Arbeiten – im Frühling
beziehungsweise Sommer 2021 sollen die beiden Lose fertiggestellt werden.
SPIE muss die Ausführung präzise planen und
dennoch flexibel agieren – da es auf etwa fünf Kilometern Länge der geplanten
Trasse zwischen Lamspringe und Einbeck zwei bestehende
110-KV-Hochspannungsleitungen der Deutsche Bahn gibt, die abwechselnd und nur
nach Absprache mit dem Eisenbahnbundesamt vom Netz genommen werden dürfen, um
die Stromversorgung konstant aufrecht zu erhalten. „Diese Freileitungen
verlegen wir zunächst provisorisch, um sie nach Fertigstellung der neuen Masten
zurückzuführen. Wir agieren hier sehr flexibel und stimmen uns kontinuierlich
mit TenneT und der Deutschen Bahn ab“, erklärt Oliver Gurgel. „Zu
Spitzenzeiten werden wir mit bis zu 40 Monteuren an den beiden Losen tätig
sein.“
Die Arbeiten an den beiden in
2019 gewonnenen Losen derselben Leitung, mit insgesamt 15 Kilometern Länge und
mit 41 zu errichtenden Masten, werden voraussichtlich im Oktober
beziehungsweise zum Jahreswechsel abgeschlossen. 2024 soll die gesamte neue
Höchstspannungsleitung in Betrieb genommen werden.
3.500 Tonnen Stahl für Emden-Conneforde
Zwischen dem Umspannwerk Emden/Ost und dem Umspannwerk Conneforde wird eine
heute genutzte, etwa 60 Kilometer lange 220-kV-Leitung durch eine
leistungsstärkere 380-kV-Höchstspannungsleitung ersetzt. Um unter anderem den zunehmenden
Windstrom auch in Zukunft sicher aus Niedersachsen zum Verbraucher zu transportieren,
reicht die Kapazität der aktuellen Leitung nicht mehr aus. Die Errichtung der
neuen Verbindung orientiert sich weitestgehend am Verlauf der Bestandsleitung und
ist in sechs Lose unterteilt, wobei SPIE die Lose drei und vier mit insgesamt
knapp 25 Kilometern Länge verwirklicht. „Wir realisieren vorübergehende
Zugangswege, führen Gründungsarbeiten durch und planen und errichten insgesamt
52 Masten mit einem Gesamtgewicht von 3.500 Tonnen Stahl. Anschließend folgt
die Montage der Leiterseile. Die neue Leitung ist mit einem Vierfach-Bündel
anstelle des Einfachseils der Bestandsleitung beseilt. Dieses ist zirka fünf
Mal so schwer, wie das etwas dünnere Bestandsseil. Die Übertragungsleistung der
Leitung erhöht sich von 950 Ampere auf 3.600 Ampere“, sagt der verantwortliche
SPIE Projektleiter Frederik Prenzel. Eine Herausforderung liege darin,
dass schon eine Leitung existiert. „Hier hilft unser tiefgreifendes
Spezialwissen. Wir nutzen immer wieder Provisorien, um den aktuellen Stromfluß
nicht zu unterbrechen. Zudem müssen wir den in der Region oft nassen und
weichen Boden bei den Gründungsarbeiten berücksichtigen.“ Ende 2021 soll
die komplette neue Leitung ans Netz gehen. „Anschließend demontieren wir die
Altleitung in unseren Losen. Dies wird voraussichtlich im Sommer 2022
abgeschlossen sein“, so Frederik Prenzel.
Jahrzehntelange Erfahrung bei
der Realisierung von Freileitungen
„Wir freuen uns, diese umfangreichen Leistungen im Bereich
Höchstspannungsleitungen für unseren langjährigen Kunden TenneT zu erbringen“,
so Ingo Kiene, Technischer Standortleiter Braunschweig im Geschäftsbereich High
Voltage von SPIE Deutschland & Zentraleuropa. „Wir bringen jahrzehntelange
Erfahrung und das Spezialwissen mit, um Höchst- und Hochspannungsfreileitungen
bis zu 500 kV zu errichten“, fährt er fort. Höchst- und
Hochspannungsfreileitungen sind ebenso individuell wie komplex.
Unterschiedlichste länder- und unternehmensspezifische Standards gepaart mit
stetigen Veränderungen der Netzstrukturen verlangen tiefgreifendes Know-how und
höchste Flexibilität. SPIE übernimmt dabei nicht nur die Neuerrichtung von
Leitungen, sondern auch Ertüchtigungen und den Ersatz von Mastgestängen sowie
den Wechsel von Leiterseilen.