15.07.2022

Jede neue Erneuerbare-Energien-Anlage in unseren Netzen bringt uns den Klimazielen ein Stück näher

Dr. Thomas König im Interview

E.ON und SPIE verbindet eine erfolgreiche Partnerschaft. Bereits seit vielen Jahren unterstützt SPIE den Energiekonzern bei der Entwicklung und dem Ausbau der Energienetze. Neben Deutschland arbeiten die beiden Unternehmen auch in Polen, Ungarn, der Slowakei und Tschechien zusammen und entwickeln gemeinsam intelligente Lösungen für die Energienetze der Zukunft. Mit Dr. Thomas König, Chief Operating Officer – Networks und Mitglied im Vorstand der E.ON SE, haben wir über die Energiewende, intelligente Netze, über die Herausforderungen der Energiebranche und die Zusammenarbeit mit SPIE gesprochen.

Der E.ON Konzern ist einer der größten europäischen Betreiber von Energienetzen und Energieinfrastruktur und Anbieter innovativer Kundenlösungen für 50 Millionen Kundinnen und Kunden. Dr. Thomas König, wie unterstützt E.ON die Energiewende in Deutschland?

Die Energienetze von E.ON bilden das Rückgrat der Energiewende in Europa. Über diese integrieren wir Erneuerbare Energien in das Energiesystem und ermöglichen unseren Kundinnen und Kunden zur Energiewende beizutragen. Jede neue Erneuerbare-Energien-Anlage und jede neue klimafreundliche Kundenlösung, die wir an unser Netz anschließen, bringt uns den Zielen des Pariser Klimaabkommens einen Schritt näher. E.ON hat ihre Netze für die Energiewelt der Zukunft ausgebaut und in Europa bereits fast eine Million Erneuerbaren-Energien-Anlagen ans Netz angeschlossen. Und es werden täglich mehr. In Deutschland ist mehr als die Hälfte der installierten Leistung von Erneuerbaren Energien an das Netz von E.ON angeschlossen. In vielen Regionen übersteigt der Anteil der Erneuerbaren Energien bereits die regionale Last.
Wir entwickeln unsere Kundenlösungen passgenau für die individuellen Bedürfnisse unserer Privat- und Geschäftskunden und ermöglichen ihnen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Insbesondere energieintensive Unternehmen, etwa aus der Chemie- oder Stahlindustrie, müssen ihre CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Gemeinsam mit unseren Partnern zeigen wir z.B. in Salzgitter, dass die Dekarbonisierung der Stahlindustrie möglich ist. Dies ist das erste Projekt in Deutschland, bei dem aus Windkraft erzeugter grüner Wasserstoff in den laufenden Betrieb eines Stahlwerks eingespeist wird.
Wir haben uns drei klare Prioritäten gesetzt, auf die wir unsere personellen und finanziellen Ressourcen in den kommenden Jahren konzentrieren wollen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum. Bis 2026 werden wir etwa 27 Milliarden Euro investieren. 22 Milliarden Euro davon fließen in den Ausbau unserer Energienetze und 5 Milliarden Euro in unser Kundenlösungsgeschäft.

E.ON wird in den kommenden Jahren 27 Milliarden Euro in die Energiewende investieren. Der mit 22 Milliarden hiervon mit Abstand größten Teil investiert das Unternehmen in den Ausbau der Energienetze. Warum sind die Verteilnetze so entscheidend für die Energiewende?

Mehr als 95 Prozent der europäischen Erneuerbaren-Energien-Anlagen sind direkt an die Verteilnetze angeschlossen. Wir erwarten, dass bis 2030 die Hälfte der Erzeugungskapazität direkt in die Netze der Verteilnetzbetreiber eingespeist wird. Bereits heute hat E.ON über 20 Prozent der Kapazitäten der europäischen Erneuerbaren-Energien-Anlagen angeschlossen. In den nächsten fünf Jahren werden mehr als 40 Gigawatt (GW) hinzukommen. Darüber hinaus wird die rasant wachsende Zahl neuer Kundenanwendungen in den Bereichen Elektromobilität, elektrische Wärmepumpen und dezentrale Speichersysteme vorrangig in die Verteilnetze integriert. Diese Technologien sind entscheidend, um die CO2-Emissionen signifikant zu reduzieren.
Des Weiteren schließen wir große Industriekunden aus Schlüsselbereichen wie Elektromobilität, Batterieproduktion und Rechenzentren an unsere Netze an. Gemeinsam mit unseren Partnern Mainova und Tennet investieren wir zum Beispiel 750 Millionen Euro im Raum Frankfurt, um das Stromnetz dieser Metropolregion fit für den wachsenden Energiebedarf zu machen. Dieser ergibt sich aus dem Wachstum der Wirtschaftsregion und der Digitalisierung. Bis 2027 werden die Kapazitäten vor Ort um weitere 50 Prozent wachsen. Dies entspricht einer zusätzlichen Leistung von mehr als 500 Megawatt (MW). Die Größe solcher Projekte lässt sich mit der Anschlussleistung einer Großstadt vergleichen.

 


 

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Wir haben uns drei klare Prioritäten gesetzt, auf die wir unsere personellen und finanziellen Ressourcen in den kommenden Jahren konzentrieren wollen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum. Bis 2026 werden wir etwa 27 Milliarden Euro investieren. 22 Milliarden Euro davon fließen in den Ausbau unserer Energienetze und 5 Milliarden Euro in unser Kundenlösungsgeschäft.

Dr. Thomas König, Chief Operating Officer – Networks und Mitglied im Vorstand der E.ON SE

Was ist mit der Digitalisierung und insbesondere intelligenten Netzen? Ist dies die Grundlage für ein besseres Management intermittierender Erneuerbarer Energien?

Mit der rasant steigenden Anzahl der Netzteilnehmer steigt auch die Komplexität der künftigen Energiewelt. Möglich ist dies nur durch Digitalisierung: Sie wird uns in die Lage versetzen, Millionen neuer Teilnehmer zu integrieren und das Energiesystem beherrschbar zu halten. Mit den Instrumenten der Digitalisierung steuern wir die zunehmende Komplexität, optimieren die Nutzung unserer Netze und steigern die Effizienz – zum Wohle unserer Kundinnen und Kunden und der Umwelt. Zudem hilft uns die Digitalisierung, die Herausforderungen des demografischen Wandels und des damit einhergehenden Fachkräftemangels zu meistern.
Unser Ziel ist es, unsere zentralen Geschäftsprozesse regionsübergreifend vollständig zu digitalisieren, damit wir unsere Verteilnetze über alle Spannungsebenen hinweg beobachten und steuern können. Sensoren sowie intelligente Mess- und Regeltechnik werden die Steuerung der dezentralen Erzeugung und des Verbrauchs in Echtzeit erleichtern. Wir entwickeln eine global einheitliche digitale Plattform, um Daten, die wir in unserem Netzbetrieb sammeln, optimal nutzen zu können. Jährlich investieren wir über 400 Millionen Euro in die Digitalisierung unserer Energienetze.

Welche Erwartungen haben Sie an SPIE?

SPIE ist bereits heute einer der wichtigsten Partner von E.ON für die Entwicklung unserer Energienetze. Neben Deutschland arbeiten wir auch in Polen, Ungarn, der Slowakei und Tschechien zusammen. SPIE realisiert zum Beispiel neue Strom- und Gasanschlüsse, einschließlich Freileitungen im 110-kV-Bereich. Zahlreiche Initiativen unterstützen unsere „Smartifizierungs“-Strategie – etwa die Errichtung intelligenter Ortsnetzstationen, um die Auslastung der Netze zu verbessern. Nach unserer Überzeugung passen die drei Prioritäten von E.ON – Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum – hervorragend zu der Ausrichtung von SPIE. Wir sind sicher, dass SPIE sich auch in Zukunft als verlässlicher Partner für unseren Netzausbau erweist und uns bei unseren neuen und ehrgeizigen Zielen unterstützt. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn wir sehr eng zusammenarbeiten. Um es konkret zu sagen: Wir brauchen qualifizierte und wettbewerbsfähige Kompetenzen, um gemeinsam neue, intelligente Lösungen für die Energienetze der Zukunft zu entwickeln.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Energiebranche in den kommenden Jahren?

Der Krieg in der Ukraine hat den Druck auf unser Energie-Ökosystem weiter erhöht. Es ist nun von höchster Bedeutung, die Versorgungssicherheit und Erschwinglichkeit von Energie sicherzustellen. Wir rechnen mit Unterbrechungen unserer Lieferketten, die sich auf die Verfügbarkeit der Materialien und Produkte auswirken, die für den Netzausbau und -betrieb erforderlich sind. Daher dürften auch die Preise dieser Materialien und Produkte steigen. Ich persönlich befürchte, dass wir die Konsequenzen der aktuellen Lage noch nicht in ihrem vollen Ausmaß zu spüren bekommen. Allerdings bin ich auch überzeugt, dass die Argumente für die Energiewende nie so relevant waren wie heute und dass ihre Dringlichkeit weiter zugenommen hat. Daher ist Geschwindigkeit entscheidend: Wir müssen unsere gemeinsamen Projekte noch schneller umsetzen. Auch die Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Netzausbau müssen durch die jeweiligen Regierungs- und Aufsichtsbehörden erheblich vereinfacht und beschleunigt werden.
Eine besondere Herausforderung ist der demografische Wandel in der europäischen Bevölkerung, der es uns zunehmend erschwert, die passenden Fachkräfte zu finden. E.ON und SPIE haben bereits mehrere Initiativen angestoßen, um diese Herausforderung gemeinsam zu meistern. Gute Beispiele hierfür sind gemeinsame Weiterbildungsprojekte sowie spezielle Kurse für Arbeitsbescheinigungen und -qualifikationen.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden die dominierenden Eckpfeiler – nicht nur für uns, sondern für die gesamte Branche. Doch trotz all der Herausforderungen bieten sich SPIE und E.ON gemeinsam auch hervorragende Wachstumschancen. Darum blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft und freue mich auf die weitere enge Zusammenarbeit mit SPIE.

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