24.01.2023

Die Elektromobilität in Polen im Jahr 2022

Expertenblick von Karol Kubiak

Karol Kubiak ist einer der ersten ausgebildeten Ingenieure für elektrische und Hybrid-Fahrzeuge in Polen. Der Technikexperte bei SPIE Building Solutions in Polen gibt einen Überblick über die Entwicklung der E-Mobilität in unserem Nachbarland und wagt den Ausblick auf weitere Entwicklungen. 

Unterstützt durch EU-Vorschriften und staatliche Subventionen gibt es auch in Polen immer mehr Elektroautos auf den Straßen. Nach Angaben des Polnischen Verbands der Automobilindustrie (PZPM) und des Polnischen Verbands für alternative Kraftstoffe (PSPA) ist die Zahl der elektrischen Personen- und Nutzfahrzeuge in den ersten elf Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 39 Prozent gestiegen. Infolgedessen waren Ende November mehr als 62 000 Fahrzeuge dieses Typs im Land zugelassen. Die Zahl der vollelektrischen Pkw (Typ BEV) lag bei 29 780 und die der Plug-in-Hybride (PHEV) bei 29 407. Die Nutzfahrzeugflotte hingegen zählte knapp 3000 Fahrzeuge. Darüber hinaus stieg die Zahl der Hybrid-Pkw und -Kleintransporter auf fast 462 000 und die der Elektrobusse auf 803 Einheiten.  

Ladevorgang E-Auto
Öffentliche Förderung von E-Mobilität

Wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Elektromobilität hat die staatliche Förderung, durch die der Kauf von Elektroautos mit bis zu 27 000 PLN (ca. 5700 EUR) für Privatpersonen und bis zu 70 000 PLN (ca. 14 900 EUR) für Unternehmen bezuschusst wird. Ein weiterer Faktor ist die 2022 verabschiedete „Fit for 55“-Richtlinie, die unter anderem vorsieht, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der EU ab 2035 vollständig zu verbieten und sie durch emissionsfreie Fahrzeuge zu ersetzen.

In Polen gibt es zudem immer mehr Privilegien für Besitzer von Elektroautos, wie z. B. kostenloses Parken oder die Nutzung von Busspuren, und immer mehr Städte arbeiten an umweltfreundlichen Verkehrszonen. All dies trägt zur Förderung der Elektromobilität bei. Bei der Ladeinfrastruktur gibt es allerdings noch viel zu tun.

Die Ladeinfrastruktur hinkt hinterher
Laut offiziellen Angaben waren Ende November 2.527 öffentliche Ladestationen (4.913 Punkte) im Land in Betrieb. Das sind fast 40 Prozent mehr als im entsprechenden Monat des Jahres 2021. Davon waren 21 Prozent schnellere Gleichstrom-Ladestationen und die restlichen 71 Prozent langsamere Wechselstrom-Ladestationen (AC). Trotz des relativ starken Anstiegs gibt es nach Angaben des ACEA (Europäischer Fahrzeugherstellerverband) in Polen nur 0,7 Ladestationen pro 100 km Straße. Dies ist ein sehr schlechtes Ergebnis, mit dem unser Land an fünftletzter Stelle in der gesamten EU liegt. Zum Vergleich: In den Niederlanden, die in dieser Hinsicht den Rekord halten, gibt es 64,3 solcher Stationen, in Portugal beispielsweise 24,9. Gleichzeitig werden in der EU mindestens 6,7 Ladepunkte pro 100 km erwartet. Dies zeigt, wie groß die Herausforderung ist, vor der Polen in den kommenden Jahren steht.   

Private Investitionen in die Ladeinfrastruktur
Trotz des systematischen Ausbaus der Zahl der Ladestationen geht es immer noch zu langsam voran und hält nicht mit der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen Schritt. Ende 2019 kamen auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt etwa 6 Fahrzeuge. Im Jahr 2020 ist diese Zahl auf 7,5 gestiegen, und das aktuelle Verhältnis beträgt 1 zu 11,5. Es ist ein schwacher Trost, dass dieses Problem auch andere Länder betrifft. Infolgedessen bereitet die Europäische Union Lösungen vor, die vorsehen, dass die Gesamtkapazität der öffentlich zugänglichen Stationen in Abhängigkeit von der Anzahl der neu zugelassenen Elektrofahrzeuge erhöht wird. 

Die noch unzureichende Ladeinfrastruktur veranlasst immer mehr Unternehmen und Institutionen mit elektrifizierten Fahrzeugflotten, in den Aufbau eigener Stationen zu investieren. Obwohl die Investition eine gründliche Finanzanalyse und fortgeschrittene technische Arbeiten erfordert, bietet sie langfristig die Unabhängigkeit von der öffentlichen Infrastruktur und die Gewissheit, dass die Fahrzeuge weiterhin genutzt werden können - angesichts der langsamen Fortschritte der öffentlichen Infrastruktur sicherlich eine gute Idee.

Schild E-Auto-Ladestation
SPIE bietet professionelle Unterstützung beim Ausbau privater Ladestationen

Es lohnt sich bei der Durchführung der Arbeiten die Unterstützung eines Unternehmens wie SPIE in Anspruch zu nehmen, das sowohl die Erstprüfung, die Erstellung der Projektunterlagen als auch die Vorbereitung der Stromversorgung und die fachgerechte Installation der Geräte übernimmt. Bei diesen Anlagen sind auch die spätere Wartung und die Erstellung von Unterlagen für das Technische Überwachungsamt wichtig. Fragen des Brandschutzes werden immer wichtiger, insbesondere bei Installationen in Tiefgaragen.

Ein Ausblick: Lohnt sich die Investition?  Die Stromkosten steigen, aber das Fahren eines Elektroautos lohnt sich trotzdem. Die Preise für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb sind immer noch deutlich höher als die von Verbrennungsmotoren. Sie werden jedoch durch niedrigere Betriebskosten kompensiert. Außerdem wurde das Interesse an Elektroautos nicht durch die steigenden Energiepreise und die hohe Inflation gedämpft, da diese Faktoren auch die Preise für herkömmliche Kraftstoffe in die Höhe getrieben haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass trotz der Strompreiserhöhungen nach dem Jahreswechsel die Kosten für eine 100 km lange Fahrt mit einem Elektroauto immer noch geringer sein werden als mit einem Auto mit Verbrennungsmotor.  

Dennoch muss weiterhin von einem Jahresverbrauch von 2 MWh und damit  teureren Verteilungsgebühren ausgegangen werden. Wer jedoch über erneuerbare Energiequellen verfügt, z. B. Photovoltaikanlagen, die ein Elektrofahrzeug aufladen können anstatt Strom ins Netz einzuspeisen, ist in einer besseren Situation.  Auch bei der Einbindung von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik kann das Expertenteam von SPIE unterstützen. 

Artikel speichern
Artikel teilen

Weitere Informationen zu unseren Leistungen im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur.

mehr erfahren